Welches Dorf kann schon von sich behaupten, dass es seine eigene Operette hat? Zeltingen-Rachtig kann dies.
Zwar keine Operette von Weltruf, dafür aber ein Werk mit zündenden Melodien, das von den Zeltingen-Rachtiger Bürgern mit einer gehörigen Portion Mutterwitz, Humor und auch Selbstironie aufgeführt wird. Alles Laienspieler übrigens, die tagsüber ihren Berufen nachgehen - die meisten arbeiten im Weinbau. Der Wein spielt auch in der Operette die Hauptrolle. Man schreibt das Jahr 1780, und die Winzersleute im churcölnischen Oberamte Zeltingen-Rachtig begehren auf gegen ihren Landesherren, den Kurfürsten zu Cöln. Sie wollen den Zehnten nicht mehr zahlen, der alljährlich in Form von Wein aus den hervorragenden Zeltinger Weinlagen „Zeltinger Himmelreich, Schloßberg Sonnenuhr und Deutschherrenberg" zu erbringen ist.
Man lässt dem Kurfürsten ausrichten, der Wein sei in diesem Jahr so
sauer, dass er unmöglich bei Hofe kredenzt werden könne. Als urplötzlich
ein Abgesandter des Kurfürsten auftaucht, um sich vor Ort von der
Qualität des Weines zu überzeugen, ist die Aufregung verständlicherweise
groß. Doch mit einer List gelingt es den pfiffigen Winzern, den
Kontrolleur hinters Licht zu führen. Und natürlich darf auch eine
Liebesgeschichte in der Operette nicht fehlen. Entstanden ist die
Operette in den 50er Jahren, als Zeltingen-Rachtig einen
Lieder-Wettbewerb ausschrieb. Die bekannte Weinlage „Zeltinger
Himmelreich" sollte nach dem Willen des Rates besungen werden. Der
siegreiche Komponist Werner Stamm, von dem auch das Lied "Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär" stammt, gewann drei Wochen Urlaub in
Zeltingen-Rachtig - und es gefiel ihm dort so gut, dass er gleich eine
ganze Operette über das Winzerleben und über eine fast wahre Begebenheit
ausgangs des 18. Jahrhunderts schrieb.
1955, genauer gesagt am 5. Januar 1955 fand die Uraufführung im Saale
des Hotel Nicolay zur Post statt und inzwischen werden alle zwei Jahre
je 6 Vorstellungen gegeben. Die Freilichtbühne steht seit 1980 auf dem
Marktplatz von Zeltingen, der zugleich der Ort der Handlung ist -
authentischer geht's nicht.
Und wenn das Wetter nicht mitspielt, weichen wir in den Rosenburgsaal des Kelterhaus Schorlemers aus (50m vom Marktplatz)